Wie ihr von Susann schon wisst ist Nadja, was mich sehr freut. Die letzten Tage haben wir viel unternommen. Gestern waren wir erst in der Verbotenen Stadt – ich hatte vergessen wie groß die ist. Eigentlich wollten wir uns ganz viel Zeit lassen und uns alles schön anschauen. Am Anfang, als wir noch Kräfte hatten, gingen wir mal nach links in eine der Ausstellungen. Das ist schon ziemlich imposant, wie weit entwickelt die Chinesen vor tausend Jahren schon waren. Nach zwei Stunden kam leider der Hunger dazwischen und außerdem taten uns die Füße weh, sodass wir nur den Hauptweg sahen, den auch jeder „stinknormale“ Tourist, der in einer Reisegruppe reist, gezeigt bekommt. Die meisten Hallen, die im Reiseführer auch beschrieben sind befinden sich im Nordteil der verbotenen Stadt. Die konnten wir uns leider nicht mehr anschauen – aus oben genannten Gründen. Wir hatten den Kaiserpalast, wie die verbotene Stadt auch genannt wird, vom Südtor her aufgerollt, dort wo Mao einen begrüßt. Gut, dass ich noch ein bisschen länger in Beijing sein werde, um mir den Rest auch noch in aller Ruhe anschauen zu können.
Als wir zum Nordtor rauskamen stürzten sofort zwei Chinesen auf uns zu die uns eine Rikschafahrt verkaufen wollten– die anderen Händler mit ihren Postkarten und Beijing-Büchern haben wir gekonnt ignoriert. Nach einigem verhandeln und nachdem wir ihnen begreiflich gemacht haben, dass wir erst was essen wollen, willigten wir in die Rikschafahrt durch die Hutongs ein. Schließlich gehört das dazu, wenn man Beijing erleben möchte. Wir wurden also zu erst in ein Restaurant geführt, indem es zum Glück wirklich preiswert war, welches auch schon ein bisschen Hutong-Stile, denn eine Toilette gab es nicht im Restaurant. Stattdessen mussten wir über den Hof in eine öffentliche Toilette –die war glücklicherweise relativ sauber.
Eine Rikschafahrt ist lustig…
So ein Hutong ist ja nun schon sehr alt, besteht aus alten Häusern und aus schmalen Wegen, denn als es erbaut wurde gab es noch keine Autos. Was will ich damit sagen? Eine Rikscha passt gerade so durch diese Gasse (siehe Bild - ist übrigens Nadja's Papa) und manchmal sind diese auch ganz schön uneben. Jedenfalls stelle ich es mir so ähnlich auf einem Kamel vor, okay vielleicht noch ein bisschen unbequemer – aber das werden wir Euch gegen Ende der Woche berichten können.
Aber es war auch sehr interessant, denn die Fahrer haben uns auch einiges erklärt, welche Häuser aus der Qing-Zeit und welche aus der Ming-Dynastie waren (zu erkennen an den Türen) und ob da höhere Minister oder Minister niedrigeren Ranges drin wohnten. Das interessanteste überhaupt fand ich aber, dass damals eine Familie in einem Haus/Hof gewohnt hat und sich heute 10 – 20 Familien eines teilen.
Als wir dann am Ende der Fahrt bezahlen sollten stellte ich fest, dass mein Chinesisch doch noch nicht so gut ist. Hatte ich doch vorher bei unserer Verhandlung verstanden, dass wir pro Rikscha 80 Yuan bezahlen sollten. Jetzt waren es plötzlich 80 Yuan/Person (und wir waren zu dritt auf 2 Rikschas verteilt). Die beiden waren dann soweit, dass sie mit 200 Yuan zufrieden waren – aber Nadja’s Papa war es nicht. So drückte er ihnen einfach 160 Yuan in die Hand und wir gingen. Etwas verärgert ließen sie uns gehen – für sie war es trotzdem kein schlechtes Geschäft.
Den Abend verbrachten drei auf dem Nachtmarkt, aber ich konnte niemanden dazu bringen Seepferdchen oder Schafpenis zu essen (mich selbst eingeschlossen). So blieben wir bei Lamm und Hühnchen am Spieß, was sehr lecker war. Während ich zu Hause sitze, Blog schreibe und gleich die alten DVDs anschaue, sind alle anderen wieder auf dem Nachtmarkt unterwegs. Bin gespannt ob es morgen Berichte über den Verzehr von Raupen und anderem Getier geben wird.
Heute gab es ein ganz besonderes Highlight. Nadja’s Papa ist mit Professor Cao von der Pekinger Musikhochschule befreundet. Jener Professor gab heute ein Konzert, d.h. er moderierte und (vermutlich seine Studenten) musizierten. Spezialität ist das Akkordeon. Ich war ja schon sehr gespannt, denn Akkordeon bringe ich immer mit Volksmusik in Verbindung und das ist nicht gerade meine bevorzugte Musikrichtung.
Aber zu erst muss ich von der Konzerthalle berichten, die befindet sich nämlich im neugebauten National Grand Theater. Dieses ist eine riesige Glaskuppel, umgeben von einem Wassergraben. Ich bin drum herumgelaufen und habe einfach keinen Eingang gefunden, bis mir ein Polizist den Weg gezeigt hat. Der Eingang befindet sich nämlich ein paar Meter entfernt und ist unterirdisch. Von unten sieht man dann durch eine gläserne Decke jenen Wassergraben – architektonisch schon ein Meisterwerk, aber wenn da mal ein Riss in der Decke ist…
… in diesem Gebäude befinden sich neben dem Konzertsaal auch noch der Opernsaal und ein Theater (glaube ich). Gigantisch!
Das Konzert war sehr schön. Ich war überrascht, wie vielfältig Akkordeon-Musik sein kann. Ich hab sogar den Gewinner der Kategorie 3 (der bis 18-jährigen) vom Klingenthaler Akkordeon-Wettbewerb 2007 live gesehen :-) - wenn das mal nix ist.
Vielmehr ist heute nicht passiert, außer dass wir noch Essen waren und ich dann völlig kaputt nach Hause gefahren bin.
Hatte ich erwähnt, dass das Konzert 10:30 Uhr los ging, wir eine Stunde früher das sein sollten (um unsere Freikarten zu bekommen) und ich eine Stunde für den Weg brauchte?
Nein? Na dann wisst ihr es jetzt und ihr könnt Euch auch ausrechnen, wann ich aufgestanden bin – und das zum Sonntag. Zum Glück haben wir ab morgen Ferien und ich kann morgen ausschlafen.
PS: Die Fotos folgen in den kommenden Tagen - versprochen!