Samstag, 30. Mai 2009

Was issn da los?

Nun versuche auch ich mich darin die feindlichen Linien auszutricksen und mit euch trotz Staatsverbots in Kontakt zu treten. Hab aber auch viel zu berichten, wieder mal soviel, dass ich mich kaum an alles erinnern kann.Konzentrieren wir uns erstmal auf unsere Fahrradtour durch Shanghai.Nach einem zuechtigen Tepenyaki Essen mit Freunden und viel Sake erwachten wir (Tanja und Suzzan) am naechsten Morgen nicht mit einem Kater ab doch schon schwerem Kopf. Der wurde, nach einem Allroundcheck unserer Klapperraeder fuer 40 cent, erstmal schoen im Friseursalon durchmassiert. Leider musste ich den restlichen Tag mit angeklatschten Haaren im Chinesenstil rumbringen, meine Vorstellungen vom „Hockstecken“ wurden nicht umgesetzt.Nach Staerkung ging es los zum „Suzhou Creek“, was eigentlich eine schoene Strecke entlang des Flusses Wusong sein sollte. Unser Streckenabschnitt wurde leider durch halb demontierte chinesische Fabriken und Muellkippen gesaeumt, also sind wir schnell wieder nach Sueden abgebogen um ueber Umwege wieder in die „French Concession“ zu gelangen. Nichts ist schoener als dort durch die kleinen Strassen zu fahren. Nach verzweifelten Suche nach der Fuxing Lu, die uns, man glaubt es nicht, direkt zum Fuxing Park geleitet hat, war erstmal Pause angesagt. Ausfuehrungen ueber Zusammenstoss mit dem Wachschutz erspare ich mir an dieser Stelle, wir sind dessen inzwischen ja ueberdruessig.Weiter ging die Tour zu einer Antikstrasse (ach vorher noch erfolglose Suche nach dem Shangart Museum, Existenz nicht nachweisbar) wo wir uns mit ner Uhr, nem Ring, Handwalnuessen (wie nennt man das denn) und nem Schachspiel eingedeckt haben. Das Ziel unserer Reise war ja nun ein Motel im oestlichen Teil der Stadt. Nun wussten wir bereits vom Abend vorher, dass das Ueberqueren der natuerlichen Grenze der Stadteile ein kleines Hindernis darstellen koennte. Dass sich die Loesung des Problems ueber 3 Stunden hinziehen wuerde, konnte ja keiner ahnen.Auf gutgemeinten Ratschlag einer Chinesin machten wir uns auf zur Lupu Bruecke, kauften uns Tickets und gedachten jetzt diesen Fluss namens Huangpu geschickt und clever ueberqueren zu koennen. Die 4 Euro fuer die Tickets liesen uns erstmal den Atem stocken, derartige Ausgaben waren nicht in Budgetplan einbezogen. Wurde uns dann aber auch wieder zurueckerstattet, als uns die Sicherheitskraft zum Parkplatz fuer unsere Fahrraeder fuehren wollte. Nee, wir wollen die schon mitnehmen!Um eine weitere heisse Spur zu verfolgen, strampelten wir nach Norden um am Bund auf die Faehre zu gelangen. Nach unendlichem Suchen und staendigem Konsultieren des Stadtplans dann endlich der Durchbruch. Haste dir so gedacht. Faehre ausschliesslich fuer Passagiere. Was machmern nu? Ach gibt noch ne andere. Wo issn die? Wees keener. War sooo klar. Mit Verzweiflung im Blick und Gezieltem in die Strasse rufen „Wer kann hier englisch sprechen?“ (wir hatten Woerterbuch wegen erhoehten Gewichtsaufwands zurueckgelassen und konnten daher Faehre nicht in der Landessprache ausdruecken) machten wir einen Herren auf uns aufmerksam der immerhin wusste wo das Objekt auf der anderen Seite anlegt, also hatten wir damit einen weiteren Anhaltspunkt, der uns tatsaechlich zum Ziel gefuehrt hat. Nach einer Gebuehr von 20 cent (das klingt doch besser) sowie einer 3-minuetigen Ueberfaehrt erreichten wir Pudong. Pudong wird eigentlich alles genannt, das oestlich des Flusses liegt. In Pudong fuehlt man sich wie in einer anderen Welt. Was vor 20 Jahren noch Weideland fuer Kuehe war, erstrotzt jetzt von unpersoenlichen Hochhaeusern, sauberen Strassen und anderen Auslaendern auf Fahrraedern (selten im Rest der Stadt). Der Tag neigte sich dem Ende zu, deshalb machten wir Dampf damit wir zu unserem Hotel gelangten. 2 Minuten bevor sich aus dem leichten uns einhuellenden Nieselregen ein Wolkenbruch entwickelte, retteten wir uns ins sichere Zimmer. Nach staerkendem Abendessen und Schachspiel (zuvor hab ich mir noch die 3 Tonnen Gel aus den Haaren gewaschen, Tanja stellt bestimmt ein Photo rein) gings ab in die Falle.Der naechste Morgen wurde ueblicherweise gegruesst mit einem „Wer stehtn zuerst auf?“, dann gings ab zum Century Park – Jahrhundert Park – Shijie Gongyuan. Wir machten uns eine Spass daraus, wilde Chinesen beim Boot Camp Training zu beobachten (ich dachten erst die drehen einen Film, alle im gleichen T-Shirt und rennen den Berg rauf und runter zur Trillerpreife) entschieden dann aber das es Zeit sei, auf schnurgeradem Wege diese heile und irgendwie unwirkliche Welt zu verlassen (da sieht wirklich alles aus wie geleckt) und wieder nach China zurueckzukehren. Also quer durch Shanghai’s beruehmteste Wolkenkratzer und wieder uebers Wasser. Nach Stop im Buchladen und wiederholten Fahrt durch die Altstadt statteten wir der Tongji Universitaet, an welcher viele unserer Kollegen studiert haben, einen Besuch ab. Dann wurde entschieden die Fahrt nach Hause (Ecke Wuzhong Strasse / Hongxu Strasse) fast frei Schnauze zu absolvieren. Hat auch halbwegs gut funktioniert. Jetzt zeigt mein Gedaechtnis leider leichte Luecken auf, ich kann mich nur noch an die Schmerzen meines Hinterns erinnern – ach nein Halt. An der Hongqiao Strasse haben wir bei Freunden unsere Fahrraeder abgestellt und sind mit einem geliehenen Scooter (elektrisch betriebenes Motorad, schafft max. 40km/h, coole Hupe) nach Hause geduest. Also alles Friede Freude Eierkuchen - bis auf unsere Hintern die schwere Schaeden davon getragen haben.Jetzt hab ich bestimmt die Haelfte des Erlebten vergessen (wir waren ja dann doch noch in so ner Art Ausstellung – und das Klo im Zimmer hatte keine richtige Tuere, also musste immer einer auf den Hotelflur raus und warten) aber weniger ist mehr.Dem war nicht so beim gestrigen „Fussball“spiel – wie Domi immer so schon bruellte und damit uns allen aus der Seele gesprochen hat: „Was issn da los?“. Das ganze war eine ziemlich lahme Veranstaltung, die Herren der Schoepfung liesen sich nicht einmal zu einer ordentlichen Runde im Station am Ende des Spiels herab. Mehr moechte ich jetzt dazu nicht aeussern sonst geraet mein Blut wieder in gefaehrliche Wallungen. Das war eine schwach, Leute. So, es ist Mittag in China und ich fang jetzt mal an ein paar Touren fuer meine mich besuchende Grosseltern und Schwester zu planen. Machts gut meine Freunde!
Eure Susann

Mittwoch, 27. Mai 2009

Was für ein Muskelkater!

Und was für ein Wochenende!
Es war ein langes Wochenende und ich musste mich um nichts kümmern, nur am Freitagmorgen pünktlich 08:00 Uhr am Bahnhof in Wuxi sein. Dort trafen sich im Warteraum 1 ungefähr 150 SSAL Mitarbeiter und fieberten ganz gespannt dem bevorstehenden Firmenausflug entgegen.
Wir fuhren zum Tai Shan. Der Tai Shan ist der berühmteste der 5 heiligen Berge des Taoismus und - wie viele andere Ecken des Landes auch- ein beliebtes Reiseziel. Nachmittags erreichten wir unseren Zielbahnhof in der Stadt Tai’an. Dort angekommen wurden wir auf unsere 4 Reisebusse aufgeteilt und fuhren zum Dai Tempel (ein Taoistischer Tempel). So wahnsinnig viel kann ich dazu gar nicht erzählen, denn die Reiseführer haben alles nur auf Chinesisch erzählt. Wegen zwei Deutschen (dem General Manager und mir) wurde da nicht erst irgendwas übersetzt. Was ich sehen konnte waren viele alte Stelen und viele 2.000 Jahre alte Bäume (letzteres wurde mir von den Kollegen erzählt). Nach dem Rundgang fuhren wir zum Hotel und hatten dort ein bisschen Zeit zum ausruhen. Ich wurde einem Zimmer mit zwei Kolleginnen zugeteilt. Da wir das einzige Dreier-Zimmer waren, kamen die anderen Kolleginnen auch alle mal vorbeigeschaut, um zusehen wie das so aussieht. Jetzt hat mich alles eher an Klassenfahrt erinnert. Die Türen standen offen, jeder schaute bei jedem vorbei, es wurde über den Gang gerufen…… irgendwann machten wir uns zum Abendessen auf. 18:15 Uhr waren wir fertig und ich war gespannt was jetzt noch passiert, denn das offizielle Programm war vorbei. Unsere Gruppe (8 Leute von der Qualität) fuhr mit dem Taxi in die Stadt und schlenderte über einen Markt und dann versuchten wir noch ein paar Souvenirs zu shoppen. Gegen neun waren wir zurück im Hotel und die Mädels machten sich bettfertig. Als ich gerade unter der Dusche stand, und mich an ganz andere Firmenausflüge erinnert habe, rief -zum Glück- ein Kollege an und lud uns auf ein/zwei Bier ein. Zum Bier gab es Spieße („Chinese BBQ“) und ich kam wieder einmal in den Genuss von Seidenraupen – die meine chinesischen Kolleginnen verschmäht haben.Samstagmorgen, 06:00 Uhr, der Wecker klingelte, halb acht Frühstück und kurz vor acht saßen wir schon im Bus nach Qufu. Qufu liegt ca. 80 km südlich von Tai’an und ist die Geburts- und Wirkungsstätte von Konfuzius (孔子- Kong Zi – Meister Kong). Qufu ist eine der flachesten Städte, die ich bisher in China gesehen habe, kam mir zumindest so vor. - Mit flach meine ich übrigens die Höhe der Gebäude.Wir besichtigten den Konfuzius-Tempel 孔庙, den Wohnort 孔府und den Konfuzius –Wald 孔林(Ruhestätte der Familie Kong – weltweit größte Ruhestätte einer Familie). Auch diesmal habe ich nichts von dem verstanden, was die Reiseleiter erzählten und selbst wenn war es so laut, dass ich gar nicht gewusst hätte wo ich denn hin hören sollte. So setzte nutzte ich die Chance und ruhte mich ein wenig aus. Da kam ein älterer westlicher Herr, in Begleitung zweier Chinesen, auf mich zu und unterhielt sich ein wenig mit mir. Er, ein Österreicher, die Chinesen seine Studenten. Kaum hatten wir ein paar Worte gewechselt stand auch schon eine Schar von Kollegen um mich herum und wollte sehen, mit wem ich mich denn da unterhalte.
Auf dem Rückweg nach Tai’an wurde – natürlich – noch in einem Shop gehalten, damit wir regionale Nahrungsmittel kaufen konnten, was viele von uns auch machten. Danach ging es essen. Ich hab Miniskorpione gegessen. Zurück im Hotel begannen ein paar in unserem Zimmer Karten zu spielen. Ich habe gar nicht erst versucht das Spiel zu verstehen, die Erklärung wäre eh nur auf Chinesisch gewesen…Da lud mich der Fertigungsleiter zusammen mit ein paar Arbeitern zum Trinken ein. Das war ein Spaß, ich mit acht Chinesen.
Auch am Sonntagmorgen hieß es wieder zeitig aufstehen, Frühstück gab es diesmal nicht im Hotel sondern in jeder war irgendwie selbst für sich verantwortlich. Wir, die Gruppe um die Qualitätsleute und der Engineering Manager gingen zu einem kleinen Straßenimbiss und aßen Suppe (Maisbrei-Eierflockensuppe, oder so). War ganz lecker und wir waren gestärkt für den langen Marsch nach oben, auf den Tai Shan 泰山. Es gibt in China fünf heilige Berge des Taoismus. Der Tai Shan ist der berühmteste, mit 1.545m aber keineswegs der höchste. Erst wurden wir mit unseren Reisebussen zum Touristensammelpunkt gefahren. Von dort ging es dann noch einmal gut zwanzig Minuten mit einem Touristenbus ein ganzes Stück den Berg hoch. Ich dachte schon wir fahren auf den Gipfel, aber später sollte ich merken, dass wir auch so noch genug Weg vor uns hatten. Am „Basecamp“ angekommen teilte sich unsere Reisegesellschaft. Die meisten wagten den Aufstieg, nur ein paar wenige trauten sich in die Seilbahn (oder wie Tracy sagte, ich mach lieber 10 min die Augen zu, als mich 3.000 Stufen hoch zu quälen. 3.000 Stufen, da hab ich mir aber was vorgenommen!Wären wir übrigens von ganz unten gestartet, hätten wir 6.000 Stufen erklimmen müssen. Uns standen 1,5 Stunden für den Aufstieg zur Verfügung, dann wollten/sollten wir uns wieder treffen. Ziemlich schnell riss unsere Gruppe auseinander. Auch ich verlor meine Gruppe ziemlich schnell. Das machte aber nix, denn bei mindestens 100 Kollegen, traf man den ein oder anderen immer mal wieder – es gab ja schließlich nur eine Richtung, die nach oben. Aber auch wenn ich ganz schön erschöpft war und ich gegen Ende alle 10 Stufen eine Pause einlegen musste, ich erreichte das Ziel (Südtor) in der Zeit.Am Südtor hatten wir ein bisschen Zeit um Kraft zu schöpfen, bevor wir – wieder gemeinsam- zum Restaurant geführt wurden. Auf dem Weg passierten wir noch einen Tempel und ein paar Souvenirläden, machten Fotos und nahmen uns ein wenig Zeit den Ausblick zu genießen. Gestärkt erklommen wir dann endgültig den Gipfel und ne halbe Stunde später, wurde ein paar Meter weiter unten ein Gruppenfoto geschossen.Jetzt teilte sich die Gruppe wieder, diesmal nahmen allerdings die meisten Kollegen die Seilbahn, um wieder ins Tal zu gelangen. Ich gehörte nicht dazu, denn schließlich hängt man da mindestens 1.000 Meter über dem Nichts. Ich nahm also die Treppe, der Abstieg ging ganz schön in die Beine und so stoppte ich lieber gar nicht erst, sondern lief – ganz automatisch- den ganzen Weg zurück, diesmal ohne Pause. Nach nur 50 Minuten erreichte ich, als erste, das „Basecamp“. Musste mich dort aber erstmal setzen, denn meine Knie zitterten ganz schön (hatte ja letztendlich doch 6.000 Stufen in den Beinen).
Bevor wir dann wieder zum Bahnhof gebracht wurden, gab es 17:00 Uhr Abendessen (fast hätte ich AbendBROT geschrieben) und dann traten wir den Heimweg an.
Der Zug hatte 20 min Verspätung, ist ja wie bei der Deutschen Bahn. Als wir dann endlich alle eingestiegen waren, bezogen wir unsere Betten (hard sleeper, also keine Kabinen). Wieder besuchten sich alle oder setzten sich zum Kartenspiel zusammen. Ich hatte das mittlere Bett (es gibt, pro „Abteil“ immer 2 x 3 Betten übereinander) und legte mich schon mal mit meinem Buch hin, während unter mir 6 Kollegen saßen und Karten spielten. Ich habe glaube ich als erste geschlafen und bin erst wieder halb drei aufgewacht, kurz bevor wir Wuxi erreichten. Gegen vier Uhr war ich dann wieder zurück in meinen vier Wänden. Zum Glück hatte ich am Bahnhof in Tai`an noch erfahren, dass wir am Montag frei haben. Sonst hätte ich mir doch tatsächlich den Wecker auf 07:00 Uhr gestellt und umsonst auf den Firmenbus gewartet. So konnte ich, seit langer Zeit mal wieder, einen ganzen Tag lang nichts tun.

Montag, 18. Mai 2009

Kommunikationsschwierigkeiten

Liebe Leserinnen und Leser
nach Youtube ist es uns nun auch nicht mehr möglich Blogspot zu öffnen D.h. wir können Euch nicht mehr direkt mitteilen, was bei uns so los ist.
Deshalb mailen wir die Teste nach Hause. Dort werden Sie dann online gestellt, damit ihr weiterhin auf dem Laufenden seid und wisst, dass es uns gut geht.
Eure Kommentare lesen wir dann, wenn wir in Deutschland zurück sind.
Fotos können wir noch hochladen, so können wir Euch auch noch ein paar visuelle Eindrücke direkt nach Hause senden.
Der nächste Bericht von unserer Radtour durch Shanghai ist schon in Arbeit . Also, freut Euch drauf .

Mittwoch, 13. Mai 2009

Abenteuer mit der chines. Bahn

Eigentlich ist die folgende Story auf meine eigene Dummheit zurückzuführen.

Aber erstmal sollte ich vielleicht das chines. Bahnsystem ein bissche erläutern:
Der Bahnhof kann quasi nur mit Ticket betreten werden. Ticketschalter befinden sich außerhalb. Beim Eintritt in den Bahnhof wird aber nur geschaut, ob man ein Ticket hat - die Gültigkeit interessiert hier noch nicht weiter. Alles weitere ist ein bisschen wie auf dem Flughafen. Es gibt Warteräume (Foto rechts: Soft Seat Waiting Room, 1.Kl., Wuxi) , um diese zu betreten wird in seltenen Fällen auch schonmal das Ticket überprüft. Zum Gleis gelangt man erst kurz vor Abfahrt des Zuges. An Anfangsstationen bis zu einer halben Stunde vorher, sonst meist 5 bis 10 Minuten vor Abfahrt. Auf dem Weg von Warteraum zu Gleis werden dann die Tickets kontrolliert und entwertet.
Danach strömen die Fahrgäste Richtung Gleis. Nicht nur bei Feiertagen kann das dann so aussehen, wie auf dem Bild links (Bahnhof Beijing, unsere Fahrt nach Harbin).
Irgendwann ist man dann am Gleis und sucht sich die Position, an der der der Wagen hält, für den man das Ticket hat (Nummern stehen am Boden).
Und dann, irgendwann fährt der Zug ein und man kann sich auf seinen Platz setzen.
Am Zielbahnhof angekommen gibt es am Ausgang nochmals eine Kontrolle, dort werden die Tickets dann richtig eingerissen oder gleich einbehalten.


Meine Serie an Mißgeschicken begann vor zwei Wochen, als ich nach unserer Qingdao-Reise von Shanghai nach Wuxi zurückfahren wollte.

Mein Zug D302 sollte 21:31 fahren. Am Bahnhof angekommen, geht mein Blick wie immer erstmal an die Anzeigetafel, um zu sehen, wo der Zug abfährt. Dort konnte ich ihn aber nicht finden und bin dann wie immer in die zweite Etage gefahren und bewegte mich, ebenfalls wie immer, auf Warteraum No. 3 zu. Im Gang war dann auch ein Zug ausgeschrieben - im Warteraum selbst allerdings nicht. War schon komisch, aber vielleicht ist ja die Technik ausgefallen - und außerdem ist noch ne halbe Stunde hin bis zur Abfahrt. 10 Min. vorher wurde ich dann langsam nervös. Erstens waren relativ wenige Leute in diesem Warteraum und Zweitens stand immer noch kein Zug ran. Bin dann auf die andere Seite in den Warteraum und habe dort nachgeschaut. Stand auch nix dran - aber im Gang stand immer noch Zug D3002 angeschrieben. Also muss der doch hier auch irgendwie abfahren, nur wo? Wieder zurück in der ersten Hälfte fragte ich einen Passagier. Der zeigte zur anderen Seite. Prima, da war ich gerade. Hektisch lief ich Richtung Ausgang, um einen Bahnmitarbeiter zu finden. Sah schlecht aus. Und plötzlich sehe ich, am Warteraum No.2 steht der Zug D302. Was ist denn hier los, wieso gibt es zwei so ähnliche Zugnummern und wieso fährt mein Zug nach Wuxi nicht von No. 3 ab??? Schnell rannte ich zum Durchgang. Dort riefen mir die Bahnleute nur zu kuai, kuai (schnell, schnell). Dann war es noch ewig weit. An der Treppe zum Gleis stand noch einer, der auch 'kuai, kuai' rief. Ich rannte die Treppe runter. Puh, Glück der Zug steht noch. Aber die Türen sind zu. Ich klopfte noch an. Der Schaffner draußen am Gleis winkte mich zur Seite und der Zug fuhr ab - meine Hand berührte den Wagen noch. So ein Mist. Jetzt ist es Sonntagabend halb zehn und ich stecke in Shanghai fest. Was mache ich nur. Der Schaffner sprach grimmig mit mir (hab kein Wort verstanden) und erklärt mir, dass ich mitkommen soll. Hm, was wird das jetzt nur? Am Nachbargleis stand auch ein Zug. Der Schaffner führte mich zu einer anderen Schaffnerin, die ich dann wiederum auch ein Stück begleitete. Bei dem Zug handelte es sich um einen Nachtzug nach Beijing, der auch in Wuxi hält. Dort konnte ich dann mitfahren (es war Sonntagabend, nach einem langen Wochenende), auch wenn es nur ein Stehplatz war. Aber ich war überglücklich, dass ich doch noch nach Wuxi zurück konnte.

Die Zweite Story betrifft die Fahrt nach Kunshan, am vergangenen Sonntag. Ich kaufte mir am Donnerstag vorher, sagte das ich Sonntag nach Kunshan wolle, schaute am Schalter noch mal auf den Kalender und sagte, am 09.05. .Dazu muss ich sagen, dass die Kalender hier von Sonntag bis Samstag gehen, d.h. der letzte Tag in der Reihe ist der Samstag.
Am Sonntagmorgen, am Bahnhof in Wuxi - in der (richtigen) Wartehalle, stellte ich dann fest, dass mein Ticket für den gestrigen Tag war. Blöd. Naja, ich probier mal, ob ich trotzdem durchkomme. Hinzu klappte es ganz gut, da konnte ich das Ticket beim abstempeln fest, und das Datum zu halten. Bei der Rückfahrt war es dann schon schwieriger...
... die Kollegin bei der Fahrkartenkontrolle nahm es sehr genau und das Ticket in die Hand. Dann wetterte sie auch schon los und zeigte mir auf dem Ticket einer anderen Passagieren, dass der 10.05. sei. Ups. Habe ihr dann versucht beizubringen, dass ich der Überzeugung bin, dass erst der 09.05. sei. Hab nicht genau verstanden was sie alles gesagt hat, aber sie hat mich gerade so durchgewunken - wahrscheinlich, um den Verkehr nicht aufzuhalten. Sie zerriss mein Ticket und ließ es fallen. Damit bin ich quasi schwarz gefahren. Die Kontrolle in Wuxi fand nicht wirklich statt, wir wurden, ohne das Ticket zeigen zu müssen, einfach durchgelassen.
Alles in allem hatte ich bisher viel Glück, deshalb lasse ich mich auch nicht davon abhalten, auch zukünftig mit der Bahn zu verreisen. Die Tickets für die Fahrt nach Shanghai am Wochenende sind schon gekauft.
Drückt mir die Daumen, dass alles glatt läuft.

Montag, 11. Mai 2009

Kunshan

Würde uns einer fragen 'Wo ward ihr in Kunshan?', würden wir sagen: 'im Schatten'.

Wir, das waren Alin, Susann und ich. Wir trafen uns am Sonntag als in dieser Vorstadt Shanghais. Bei blauem, wolkenfreien Himmel und Sonne könnten man meinen, das perfekte Wetter für einen Sonntagsausflug. Im Prinizip ja, aber bei 32 Grad ist es dann schon ein bisschen anders.
Wie immer, wenn wir in einer Stadt ankommen, besorgten wir uns erstmal einen Stadtplan. Darauf entdeckten wir einen Park mit Berg und Tempel und fanden sogar den richtigen Bus. Kurze Zeit später erreichten wir das Ziel und besichtigten den Park, als wir auf den Berg (Hügel) wollten, boten uns sich zwei Wege dar. Welchen nehmen wir nur, den Linken oder den Rechten? - Wir nahmen den, der weniger begangen war.
Und schon kamen wir uns wie all die Chinesinnen vor, die zum Wandern immer in Stöckelschuhen unterwegs sind. Wir zwar nicht in Stöckelschuhen, aber in Sandalen, fanden uns vor einem sehr steilen, sandigen Waldweg - aber egal, wir schaffen das uns un machten uns auf den Weg. Oben angekommen sahen wir zwar aus, aber wir sind angekommen. Auf dem Hügel befand sich ein Tempel bzw. Altar davor. So kam es auch, dass uns ein paar ältere Damen mit Räucherstäbchen und Gesang empfangen. Dahinter war dann noch eine Militäranlage, um die wir herumlaufen konnten, aber mehr auch nicht. Also wieder zurück, diesmal aber den konventionellen Weg.
Wieder unten legten wir uns erstmal auf die Wiese (im Schatten) und machten Pause. Für alle anderen waren wir natürlich die Attraktion - lagen da doch drei ausländische Frauen (Ni kan, san ge waiguoren - Guck, drei Ausländer). Ganz unauffällig, unter Begeisterungsrufen seiner Freunde stellte sich dann auch der ein oder andere Chinese hinter oder neben uns, um sich - ganz unauffällig - mit uns fotografieren zu lassen.
Irgendwann verließen wir den Park und spazierten von da an nur noch durch die Stadt, entlang der Kanäle, immer schön im Schatten, wenn es welchen gab.
Dieser Spaziergang wurde von einer weiteren Pause auf einer Wiese unterbrochen. Schön, einfach nur da liegen und lesen oder schlafen.
Später setzten wir den "Schatten-Spaziergang" fort - bis zur nächsten Pause (im Schatten).
Ich musste mich dann verabschieden, denn mein Zug fuhr ein bisschen früher.

"Zugfahrt" und "ein bisschen früher" sind dann auch schon die Stichworte für meine nächste Story...

Dienstag, 5. Mai 2009

Qingdao - ein kleines Stück Heimat

Endlich mal wieder ein langes Wochenende und die Gelegenheit etwas weiter wegzufahren.

Sabrina und ich nutzten dann auch gleich die Chance und setzten uns am Freitagmorgen in den Flieger nach Qingdao.
Wie ich gerade gelesen habe, verpassten wir den "previous Germany chancellor Gerhard Fritz Kurt Schröder " nur um zwei Tage.

Nun ja, hier erst einmal ein paar Fakten zur Stadt:
Qingdao, auch Tsingtao oder Tsingtau : 8 Mio Einwohner, Austragungsort der olympischen Segelwettbewerbe, 1897 -1914 deutsche Kolonie (seit dieser Zeit gibt es auch gutes Bier in China).

Freitagmittag sind wir also gelandet und im Hostel eingecheckt. Dann gleich ab Richtung Strand. Auf dem Weg dahin kamen wir an Gebäuden in vertrauter Architektur vorbei: einer Kirche, dem ehemaligen Sitz des deutschen Governeurs und sogar an einem Fachwerkhaus. Am Strand waren uns dann allerdings zu viele schwarzehaarige Köpfe, so dass wir unsere Erkundungstour in der Stadt fortsetzten.
Sehr auffällig, die Stadt ist hügelig - für mich die erste Stadt hier in China, total ungewohnt und dann auch noch am Meer. Wir gönnten uns dann einen Kaffee an einem anderen untypischen Platz, auf dem Marktplatz vor einer Kirche. Schön war's!
Später besuchten wir die Brauerei - hin kamen wir mit einem Dreirad (inzwischen dürften wir alle Fortbewegungsmittel getestet haben). Nach einem frischgezapften Bier machten wir uns wieder auf zum Strand, um dort einen gemütlichen Abendspaziergang zu machen und ließen uns auch von ein bisschen Regen nicht abhalten. Belohnt wurden wir mit einem Blick auf die beleuchtete Küste.

Samstagmorgen, 06:00, der Wecker klingelt und ohne Frühstück ging's los zur Bushaltestelle (auf dem Weg aßen wir Baozi), um mit dem Bus zum Lao Shan zu fahren. Nach 2 Stunden Busfahrt kamen wir in dem Gebirge, im Osten Qingdao's an und die Wanderung konnte beginnen. Eigentlich war es ja eher Bergsteigen, denn der ganze Weg nach oben bestand aus Stufen.

Auch in Qingdao sind Ausländer etwas besonderes und viel zu viele Leute wollten wieder Fotos mit uns machen und als sich gegen 11:00 Uhr die Menge der Menschen verfünffachte traten wir den Rückzug an. Bis dahin hatten wir schon einiges erlebt und gesehen- einen Berg bestiegen, einen Tempel besichtigt und einen Wasserfall gesehen.

Es war dann auch Zeit zum ausruhen und so legten wir uns an den Strand und ließen die Sonne auf uns scheinen. Zwischendurch beobachteten wir noch all die Brautpaare, die sich gerade ablichten ließen. Ich glaub das war der Hochzeitsstrand. Da wurde echt alles aufgefahren, vom weißen Flügel über einen Schimmel, der auf den Felsen stand und einem weißen Hund.

Nach erneuten zwei Stunden Busfahrt (stehend) kamen wir endlich in der Stadt an und machten, auf der Suche nach einem Kaffee einen Spaziergang entlang der Strandpromenade. Und beinah hätte ich unser Abenteuer vergessen. Vor dem Spaziergang entschieden wir uns spontan für eine Motorbootfahrt. Das war ein Spaß, vorallem als Sabrina das Motorboot gelenkt hat .
Der Abend endete früher als gedacht, aber gegen die Müdigkeit kann man nix machen...
... kurzzeitig dachten wir daran die Nacht durchzumachen, um am Sonntagmorgen die Sonne über dem Meer aufgehen zu sehen. Da wir aber in der Bar, trotz Livemusik, fast eingeschlafen sind, fuhren wir dann doch ins Hostel und legten uns schlafen. Vorsichtshalber stellten wir den Wecker auf halb vier (uns wurde gesagt, Sonnenaufgang sei gegen vier) - nur damit wir theoretisch die Chance nutzen könnten doch noch einen Sonnenaufgang am Strand zu sehen. Wie erwartet schalteten wir den Wecker nach dem ersten klingeln und einer kurzen Absprache sofort aus.
War auch gut so, denn so waren wir am Sonntag ausgeschlafen, für unser ausgiebiges Frühstück im Hostel *lecker* und den Strand-Tag.
Hm, war das ein schönes Wochenende - hätten direkt noch ein zwei Wochen anhängen können, hmm.
Nun ja, aber auch das lange Wochenende ging vorüber und wir ließen es in Shanghai bei einem Essen mit Alin und Susann ausklingen.

Sonntag, 3. Mai 2009

Engineered

Es ist wieder geschehen. Ich haette nicht gedacht, dass mir sowas nochmal so schnell passiert. Aber ich habe mich wieder mal verloren - in einem Buch.
Habe innerhalb von 2 Tagen ueber 1000 Seiten gelesen, besser gesagt die ersten 2 Baende einer Geschichte. Da ich ja nun leider den Aufschrei verpasst hab, der durch die "westliche Welt" ging als Twilight und New Moon bekannt wurde muss ich nun aufholen. Du meine Guete. Aber ich weiss, Jule, dass du die restlichen 2 Baende hast, ich werde also der Versuchung wiederstehen, Geld auszugeben fuer etwas was eh schon zu Hause bereit liegt - oder kannst du mir die Buecher vielleicht schicken?
Neben erstarrten dasitzen (bis einem der Hintern einschlaeft) habe ich es immerhin geschafft insgesamt 6 Stunden an der stickigen Luft zu verbringen und mich auf meinem Fahrrad durch die Stadt treiben lassen, was ungefaer so funktioniert:
Du stehst an ner Ampel. Ewig rot. Neben dir sammeln sich die Fahrraeder, Scooter etc., es werden immer mehr, und alle starren dich an. "Hi!" "Hello"! Nach 3 Kreuzungen hast du die Nase voll und biegst einfach gleich rechts ab damit du nicht anhalten musst- Konsequenz? Richtig. Du faehrst im Kreis.
Ausserdem habe ich, nachdem ich heute frueh meinen 6. Mueckenstich entdeckt habe, beschlossen, dass es an der Zeit war, mir einen Schlachtplan zu ueberlegen. Meine Verteidigung hat mich 10 Euro gekostet, 10 Minuten Diskussion mit Verkaeuferin warum auf der Packung kein Bild ist (ich Kauf doch nicht die Katze im Sack), 15 Minuten zum Aufbau (daher der Titel, Engineer heisst Ingenieur) und einen riesen Lachkrampf als ich die blaue Spitzenborduere entdeckte. Herausgekommen ist ein Zelt, das man einfach aufs Bett setzt und dann Bettdecke reindrapiert, mit Reissverschluss und allem drum und dran, welches jetzt dafuer sorgt, dass die Blutsauger wissen, wo die Grenze ist. Ist ganz schick.
Nach der Anstrengung begaben sich meine Knochen zum Massagestudio, wo ich erstmal ausdrucksstark erklaeren musste, dass man doch bitte bei der Ganzkoerpermassage meine Fuesse aussparen soll. Denn ganzen Stress haette ich mir sparen koenne, als sich herausstellte, dass mein Masseur deutsch konnte. Also nicht fliessend. Aber dann doch schon:
"Ich liebe dich" und "das kitzelt". Alles klar. Nummer 26, ich soll das naechste Mal wieder nach ihm fragen.
Mehr ist nicht passiert - aber war auch mal sehr gut so.
Machts gut!