Mittwoch, 29. April 2009

Was für ein Kino

Am Wochenende hatte ich mal wieder Besuch in Wuxi. Alin und Sabrina wollten mal raus aus der großen Stadt und sehen wie ich so lebe.

Samstag setzten wir uns ins Taxi und fuhren zum Lake Taihu. Dort strebten wir die CCTV Movie & TV Base an - chinesisches Filmstudio.
Wir waren noch gar nicht richtig angekommen, wurden schon die ersten Aufnahmen. Mit einer Euphorie zückten die Chinesen ihre Kameras und lichteten uns ab - Eintritt mussten wir trotzdem bezahlen (ohne Studentenrabatt). Als wir endlich drin waren, ging es weiter: "Exkuse me, can I take a picture with you?" Am Anfang ist das ja immer noch ganz lustig, da wir aber nach ner Viertelstunde immer noch nicht weiter gekommen waren lehnten wir irgendwann ab. Spätestens von da an wurden die Fotos heimlich gemacht.
Später sind wir, unabsichtlich, in ein Filmset gerannt. Haben kein Schild gesehen, auf dem irgendwas von 'Achtung Dreharbeiten' stand (Kameras haben wir auch nicht gesehen), also sind also weitergelaufen. Gut, der Chinese, der sich uns in den Weg gestellt hat uns uns partout nicht durchlassen wollte war schon merkwürdig. Aber ein anderer hat uns gesagt, dass wir weitergehen sollen. Irgendwann haben wir es dann geschnallt und sind umgekehrt.
Nach stundenlangen umherlaufen, staunen und diversen "Foto- shootings" hatten wir genug vom Kino und sind wieder in die Stadt gefahren.
Wollte meinen beiden Gästen noch das Stadtzentrum zeigen. Außerdem brauchten Sabrina und ich dringend einen Kaffee. Mit neuer Energie setzten wir unseren Spaziergang fort.
Das wir uns kurze Zeit später wie in einem Krimi vorkommen würden, konnten wir da noch nicht ahnen.
Als wir an der Kirche vorbei kamen, machten wir einen Abstecher hinein. Drinen zählten wir die Klimaanlagen (14 an der Zahl) und waren auch sonst wenig beeindruckt.

Der Krimi begann, als wir die Kirche wieder verließen und unseren Weg fortsetzten. Es war kein Verfolgungswahn, unter dem wir da litten. Wir wurden wirklich verfolgt. Der Typ, mit seiner Jesuskette, stand eben noch vor der Kirche. Jetzt lief er hinter uns her, mit einem kleinen Abstand versteht sich. Wir überquerten die Straße. Er auch. Nach zehn Minuten war er immer noch da. Vielleicht verschwindet er ja, wenn wir in nen Laden gehen - hier ist nen teurer Juwellier, da wird er ja nicht mit reinkommen. Puh. Richtig geraten. Nachdem wir ne Runde im Laden gedreht hatten, schauten wir vorsichtig vor die Tür. Keiner mehr da. Jetzt können wir ja unseren Weg fortsetzen. Leider irrten wir uns. Als wir am Nachbarladen vorbei liefen, stand er hinterm Schaufenster, ließ uns vorbei und folgte uns dann wieder. Vor uns lag der Nanchang Tempel, da ist immer großes Getümmel, vielleicht werden wir ihn da ja los.
Fehlanzeige. Dem Wachmann ist zwar aufgefallen, dass wir verfolgt werden, gemacht hat er aber nix. Jetzt blieb uns nur noch eine Chance. So wie im Film, sprangen wir in ein Taxi und fuhren davon. Die ersten hundert Meter hab ich mich immer noch umgedreht und geschaut, ob er nicht hinter uns in nem Taxi sitzt. War zum Glück nicht der Fall. Und wir waren ihn endlich los!

Abends testeten wir noch ein paar Bars aus - in denen sich ein paar Westler finden sollten. Dem war tatsächlich so, allerdings nur westliche Männer, die meisten mit chinesischen Frauen. Möglicherweise wurde das Klischee hier in Wuxi geprägt. Hier ist es zumindest mehr als auffällig.

Am Sonntag hieß es wandern. Wunderschön. Es war genauso, wie ich wandern in Erinnerung hatte. Quer durch den Wald und niemand außer uns auf diesem Weg. war ein so schöner Tag. Wir fanden nämlich tatsächlich einen Weg, auf dem niemand sonst ging. War so was wie ein Trimm-Dich-Pfad (Sabrina hat ganz schön gestaunt). Vom Gipfel hatte man einen herrlichen Blick über die Stadt - ganz schön groß, das kleine Wuxi.

Sonntag, 26. April 2009

Reise nach Hangzhou Anfang April

Erstmal muss hier eine Warnung ausgesprochen werden: Ich hab gerade nen morsmaessigen Kater, was zu verlangsamten Denkvermoegen und erhoehter Reizbarkeit fuehrt.
Um aber trotzdem meine Jagd fortzusetzen, muss ich mich ja trotz allem hintern den Computer klemmen, daher erfolgt jetzt der Startschuss!
Vor langer langer Zeit beschlossen wir, das waeren Antje Mirko Florine Shaggy Praveen Sean Alastair Danny Ich, ueber das durch den Feiertag verlaengerte Wochenende nach Hangzhou zu fluechten. Nach vielem hin und her (Koordinationsprobleme wegen riesiger Gruppe, Visaprobleme etc.) trennte sich die Gruppe der 2 deutschen Antje und Mirko plus Florine, die bei SIP fuer die franzoesische Businessunit arbeitet, ach ja und ich, ab. Da nicht nur wir die grandiose Idee hatten in den Urlaub zu fahren sondern ausser uns geschaetzte 9005834 Chinesen die von allen Seiten in die Provinzhauptstadt stroemten, haben wir lediglich fuer die erste Nacht ein Hostelzimmer reservieren koennen, sonst wurde im Internet nichts gefunden.

So, Sprung zum Freitag, 19:00 war Abfahrt des Zuges, Florine und ich triefen nach der Arbeit 19:06 am Bahnhof ein. Verdammter Obermist. Nach Tauschen des Zugtickets, 2 Stunden Fahrt und ewiger Suche nach Hostel dann, typisch, die erschuetternde Konfrontation mit dem Fakt, das unsere Internetbuchung nicht eingegangen sei (obwohl ich Bestaetigung erhalten habe und Anzahlung gemacht hab), daher haben wir die deutsche schlechte Laune ausgepackt und die Rezeptionistin erstmal ordentlich zur Schnecke gemacht. Geschlafen haben wir Maedels dann letztendlich zu dritt im Doppelbett, und Mirko auf ner steinharten Militaerpritsche. Nachdem wir uns noch mit den Jungs auf ein paar Bier getroffen haben.

Die naechsten 2 Tage in Hangzhou (Anja ist noch mit dazu gestossen) waren erfuellt von Schlafplatzsuche, Herumirren mit dem Taxi, unverstaendlichen Telefongespraechen mit den Iren (wo seid ihr? wann treffen wir uns? wie heisst das? buchstabiert mal! - Fragen konnten erst nach 3 maligen Weiterreichen des Handys und anschliessendem Vergleichen des Gehoerten geklaert werden - diesen Dialekt versteht doch wirklich keiner!) aber auch von atemberaubenden Klettertouren, tollen Restaurants, netten Clubs, viel Spazieren gehen, Pagoden, Museen, chinesischen Apotheken (Gesehenes wollt ihr an der Stelle gar nicht weiter ausgefuehrt haben), "Was machen wir jetzt" Diskussionen etc.
Schliesslich verbrachten Florine und ich den Montag allein zusammen, da sich die anderen aufgrund eines ausgepraegten Katers nicht auf die Busfahrt ins Teedorf machten wollen. Inzwischen hatte ich mir schon ordentlich meine Zehen wundgelaufen und bin zwischendurch barfuss durch die Berge gestampft. Es war wie im Film: gruene Berge, die Stadt konnte man wegen Smogglocke nicht erkennen, ueberall Strohhuete auf sich langsam vorwaerts bewegenden Teepflueckerinnen. Toll.
Haben uns von den verschlungenen Pfaden durch die Landschaft dann natuerlich dazu hinreissen lassen, unseren festen Zeitplan etwas durcheinander zu bringen, daher mussten wir nach einer wilden Jagd von einem zum anderen Ende von Hangzhou mit dem Bus, zu Fuss und schliesslich mit der Rikscha feststellen, dass wir den Zug um ca. 33 Sekunden verpasst haben.
3 stuendiges Warten am Bahnhof hat uns die Freundschaft 2 kleiner Damen aus dem Sueden Chinas von ca. 4 und 6 Jahren eingebracht, die uns und damit alle umsitzenden Chinesen praechtig unterhalten haben.
Und dann waren wir wieder zu Hause - Dienstag morgen hab ich gleich mal um 2 Stunden verschlafen und mit dementsprechend spaeter im Buero aufgetroffen. Mann, hat mich dieses Wochenende geschlaucht.

So meine entzueckenden Miezen, das wars erstmal fuer heute.
Was ich jetzt noch unbedingt loswerden muss, ist folgendes:
Alles Liebe zum Geburtstag Mami!!!
Und damit kann ich mich auch verabschieden.

Sonntag, 19. April 2009

Baumarkt, Zoo und Gartenstadt

Beginnen wir mit dem letzten Arbeitstag der Woche. Kurzes Meeting und dann Auftrag zum Shoppen. Da schlägt das Frauenherz höher, werdet ihr denken. Aber nein, das Männerherz sollte höher schlagen, denn es ging in den Baumarkt. Der chinesische Baumarkt, eigentlich ein englischer (B&Q) , nimmt sich nichts von denen die wir aus Deutschland kennen. Nur dass er wesentlich leerer war. Wir gleich zu den Rohren die wir kaufen wollten. Nun stellt sich allerdings die Frage, welchen Durchmesser kaufen? Gemessen hatten wir einen max. Durchmesser von 60mm (mehr Platz ist nicht), es gibt aber nur Rohre mit 50mm und 75mm. Welches Rohr packt der Chinese in den Einkaufswagen? - Natürlich das größere, man kann ja nie wissen. Konnte den Kauf gerade noch vermeiden und dafür sorgen das kleinere Rohr zu nehmen. Am Nachmittag wurde dann gebastelt.

Den Samstag verbrachte ich außnahmsweise mal in Wuxi, hier gibt es schließlich auch noch ein paar Sehenswürdigkeiten. Ich war in einem Park mit angeschlossenem Zoo. Zuerst wollte ich mir selbst einen Eindruck davon verschaffen, wie chinesische Zoos beschaffen sind. Naja, und was soll ich sagen, wie viele andere Westler war auch ich nicht begeistert. Die Gehege sind in der Regel ein bisschen kleiner als bei uns. Aber viel schlimmer ist der große Rest drumherum. Karuselle, Schießbuden - alles was Lärm macht. Dann noch die Besucher, die in die Gehege rein rufen und die Tiere mit allen möglichen Dingen füttern - ein Bär bekam Eistee. Leider sind die Eltern oft schlimmer als die Kinder.
Habe den Zoo also schnell wieder verlassen, hat mir gereicht, was ich gesehen habe und wollte mich schnell dem Angenehmen -dem Park widmen. Spazierte ein bisschen und schaute mir den Park an, als mich ein chines. Pärchen nach dem Weg fragte und wissen wollte, ob ich chinesich kann - sonst ist es umgekehrt. Da die beiden eine Karte hatten schloss ich mich an und klapperte die restlichen Sehenswürdigkeiten mit ihnen ab.
Nachmittags war ich noch schnell einkaufen und kam mir vor als wäre ich im Zoo. Stehe im Supermarkt auf der Rolltreppe, vor mir ein Mutter mit zehnjährigem (?) Sohn. Jener Sohn zeigt doch tatsächlich mit dem Finger auf mich und lacht laut. Die Mutter hat natürlich nichts gemacht. Diesmal waren keine Affen in der Nähe, die von mir ablenken konnten - leider.

Heute zum Sonntag wollte ich wieder raus aus Wuxi und traf mich mit Alin in der Gartenstadt Suzhou. Leider war es kein Sonnentag, sondern hat die ganze Zeit geregnet- je später es wurde, umso heftiger wurde der Regen. Erstes Erlebnis war der Weg vom Bahnhof zum Treffpunkt. Die Menschenschlange am Taxistand war mir zu lang und ich wollte schon laufen, ließ mich dann aber doch überreden mit einer Rikscha zu fahren. Kurzzeitig bangte ich um mein Leben, aber das gehört ja hier zum Alltag und das Bangen ist in der Regel schnell vorbei.
Aufgrund kurzzeitiger Orientierungslosigkeit schafften Alin und ich nur einen Garten, der sehr schön war und bei Sonne noch viel schöner sein muss, und das Suzhou-Opern-Museum - inkl. Aufführung.
Dann war es auch schon wieder Zeit zum Bahnhof zu gelangen. Wir wussten es wird schwierig ein Taxi zu bekommen - schließlich regnete es - und planten etwas mehr Zeit ein. Als es aussichtslos schien, hielt neben uns eine motorisierte Rikscha. Wir handelten schnell einen Preis aus und stiegen ein. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir noch nicht ahnen, dass wir wenige Minuten später einen "Zusammenstoß" mit der Staatsgewalt haben würden. Wir passierten eine Kreuzung und ich höre und sehe gerade noch, wie ein Polizist angerannt kommt und den Fahrer stoppen will. Rikschafahrer gab Gas und fuhr weiter. Plötzlich drängt uns ein schwarzer Wagen ab und bringt die Rikscha zum stoppen. Hinter uns kommt der Polizist angerannt. Rikschafahrer will wieder gasgeben und an dem schwarzen Wagen vorbei fahren. Polizist ist inzwischen eingetroffen und zerrt den Fahrer vom Sattel. Wir immer noch hinten drin, waren schon dabei die Tür zu öffnen und uns zu verdünnisieren. Ist uns dann auch zum Glück noch gelungen.
Jetzt sind wir zwar ein Stück vorwärts gekommen und mussten noch nicht einmal was bezahlen, aber der Bahnhof scheint noch zu weit weg zu sein. Also mussten wir erneut nach einer Mitfahrgelegenheit suchen. Alle Taxis besetzt, genauso wie die Fahrradrikschas. Mist. Sehen plötzlich unsere Motorrad-Rikscha wieder, diesmal aber mit einem Polizist als Fahrer. Und dann, steht sie da, eine leere Fahrradrikscha, die bereit ist uns zum Bahnhof zu bringen.
Wir waren uns nicht sicher, wie oft wir das Spiel jetzt noch betreiben müssten um unser Ziel zu erreichen, aber diesmal ging alles gut. Ein bisschen mulmig war uns schon, denn wir konnten nix sehen - zum Schutz vor dem Regen war die gesamte Rikscha mit Vorhängen zugezogen.
Am Bahnhof trennten sich unsere Wege dann wieder - Alin fuhr zurück nach Shanghai und ich nach Wuxi.
In Wuxi musste ich nochmal ne halbe Stunden auf ein Taxi warte, hier gibt es nämlich keine Rikschas - bei uns auf dem Dorf.

Mittwoch, 15. April 2009

Ostern auf Chinesisch

Viele Fragen erreichten mich, ob in China Ostern gefeiert wird.
Die Antwort lautet: Nein. (leider, denn somit gibt es auch keine Feiertage).
Egal, davon lassen wir uns ja nicht abhalten uns zusammenzufinden. Wir, das waren Alin, Sabrina, Susann und ich. Freitagabend saß ich mal wieder im Zug nach Shanghai, diesmal hat Sabrina ein Bett für mich bereitgestellt - DANKE! Der erste Schritt nach Ankunft ging ins Restaurant und danach fuhren wir in den "Melting Pot", eine nette Bar mit suuuuuuuuper Livemusik. Ronnie Williams & K.O.S. Keepers of Swing verwöhnten unsere Ohren mit wunderbarem Soul und dann, dann betrat der Sänger, Lucius Clark die Bühne. Im Internet wurde er mit den Worten "ein dünner Mann mit fetter Stimme" angekündigt. Und die hatten so recht. Sabrina und ich schmolzen dahin und beschlossen am nächsten Tag wieder hinzugehen.

Ostersamstag.
Treffpunkt mit Alin und Susann an der Long-Distance-Busstation. Ticketkauf und dann erstmal warten, bis der Bus nach ZHUJIAJIAO, einem Wasserdorf am Stadtrand von Shanghai los fuhr. Es war Zeit für ein erstes Picknick. Dafür wühlte ich in meinen Taschen und holte ein paar Leckereien heraus, die mich vor kurzem per Post aus Deutschland erreicht haben.

Lebkuchen, Marzipan und Schokolade aus einer Weihnachtsmann-Mütze.

Nach anderthalb Stunde Busfahrt erreichten wir unser Ziel. Ersmal orientieren und dann rein ins Getümmel. Bei schönem Wetter sind wir vier Mädels nicht die einzigen, die es aus dem Shanghaier Stadtzentrum an den möglicherweise ruhigeren Stadtrand zog. So drängten wir uns zwischen viiiielen Chinesen und ein paar anderen Waiguoren (Ausländern) durch die engen Gassen, die auf beiden Seiten mit Souvenier- und Essläden bestückt waren. Zwischendrin tauchte ein Tempel auf, den wir uns natürlich anschauten. Nonnen drehten gerade ihre Runden durch den Tempel und sangen meditative Lieder. Shaolin (?)-Mönche trainierten und banden einen muskulösen Weißen in ihr Training ein.
Irgendwann fanden wir sogar die Kanäle, die das Dorf zum Wasserdorf machen. Guck mal, da kann man sogar Boot fahren. Das klingt toll, wollen wir auch. Wir waren nicht die einzigen. Außer uns wollten auch 3 Mexikaner eine Runde auf dem Wasser drehen - die Boote waren für 6 Personen ausgelegt und somit fragten uns die 3 , ob wir mit ihnen die Tour machen wollten. Wir schlossen uns sofort an, denn nun konnten wir uns auch die lange Runde leisten. War wie in Venedig, wie ich es mir vorstelle.

Anschließend schlenderten wir noch etwas durch die Gassen und setzten uns zum Abschluss für einen Tee an den Kanal. Hatten schon überlegt, was wir bestellen sollten. Aber die Entscheidung wurde uns sofort abgenommen. Wir bekamen Tee und Nüsse vorgesetzt. Kurz bevor wir aufbrechen wollten, kam eine Schuhputzerin und wollte unbedingt meine Schuheputzen.
Die Regel zweimal nein-sagen und dann erst ja habe ich oder sie missverstanden. Weiß es gar nicht so genau. Bin mir aber sicher, dass ich mehr als dreimal nein gesagt habe. Sie ließ sich aber nicht davon abhalten, zog meinen Fuß auf ihr Bänkchen und wienerte meine Schuhe blank - und das für 50 cent.
Mit sauberen Schuhen und müde von der vielen Sonne ging es dann wieder zurück nach Shanghai.

Samstag, 11. April 2009

Die Aufholjagd hat begonnen

Ich lass es jetzt einfach mal raus. Meine Finger schweben ueber die Tastatur, mein ganzer Koerper ist erfuellt mit frischer Energie, nun, da ich es endlich nach langer Verzeogerung wieder geschafft hab, mich hier auf meinem Bloggerkonto anzumelden bin ich aufs Aeusserste bestrebt, meine Gedanken in Schriftform zu verfestigen. Leider sind seit dem letzten Mal, dass ich auf diese Weise mit euch kommuniziert habe, schon mindestens 100 Mal Liftfahren vergangen, daher kann ich in dieses Wirrwarr keine richtige Ordnung reinbringen. Aber wenn man es sich genau ueberlegt, lohnt es sich wahrhaftig nur, von meinen ungewoehnlich spannenden Wochenenden zu erzaehlen da ich mich in der Woche sowieso nur von Mittagspause zu Aufs-Klo-Gehen schleppe und alles an mir, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, vorbeirauscht. Meine Herren und Damen, ist das Berufsleben wirklich so wie es sich gerade fuer mich anfuehlt? Frustration, Langeweile, Lustlosigkeit und wenig Lohn? Na gut, hin und wieder bissl Spass. Mal ein Witz. Ausgehen mit Arbeitskollegen nach der Plagerei. Erfolge bei der Arbeit. Wochenenden.
Von denen erlebe ich gerade hautnah eins. Besser gesagt, ich klammere mich mit aller Energie dran, weil ich es nicht fassen kann, dass morgen schon wieder Sonntag und daher fast schon Montag ist. Aber diese Fakten sind fuer euch alle garantiert keine Neuigkeit.
Muss ich mir schon was Neues einfallen lassen, ja?

Fangen wir mit dem ersten Wochenende an - Tanja, Karo und ich zusammen in Wuxi.
Aufzaehlung aller Ereignisse waere hier aufgrund meines lueckenhaften Gedaechtnisses einfach unvolstaendig, daher will ich hier einfach mal die Ergebnisse auflisten:
  • Der Club SOHO und seine Stammgaeste wird sich so rasch nicht mehr von den atemberaubenden Tanz - und Akrobatikauffuehrungen erholen, die von den oben genannten Grazien teils unter heftigen Tequillaeinfluss dargeboten wurden
  • Die Planung einer mordsmaessigen Party auf Tanjas himmlischen Dachterrasse nimmt in meinem Kopf schon langsam festere Umrisse an
  • Bronzebuddha (siehe Fotos) steht noch, Gaerten (siehe Fotos) ebenfalls noch vorhanden, Bus (hihi) ist seit unserer Tour mit ihm bestimmt schon wieder mit ueberraschten, sich erschreckt in die Mitte stuerzenden und duckenden Fahrgaesten (Klebeband im Dach und an den Fenstern haelt eben nicht alles fern) abgebuerstet worden
  • Tanja hat immer noch keinen Drahtesel, 30 Euro im Carefour waren uns allen zu teuer
  • wir haben das Kochen mit Anruehrpackungen doch noch nicht verlernt
  • Tanja schnarcht
  • Karo schnarcht
  • Muskelkneter in Wuxi habens wie anderswo ganz gut drauf mich zum Auf-Die-Lippe-Beissen zu bringen
  • Die Taxen in Wuxi sehen aus und hoeren sich an als haetten sie schon 3 mal die Welt ueberquert
  • Mir hats total gefallen (was nicht zuletzt an den Maedels lag) aber irgendwie - ist es eben doch nur ein Dorf. aber ein huesches. und reich.
Oh mir schlaeft der Hintern ein.
Jetzt muss ich nur noch ueber mein Wochenende mit meine Leuten in Hangzhou berichten, und vielleicht noch die eine oder andere Anekdote von Arbeit darbieten. Aber, oh Schreck meine Haare sehen aus, und Tanja, Sabrina und ich gehen doch gleich in diese Jazzbar wo es diesen schnuckeligen Saenger geben soll, da muss ich mich schon noch bissl auftakeln.
Ich lege morgen meine Finger wieder auf die Tastatur auf, mal schauen was dann passiert.
Bis dahin
wie die Iren sagen:
Wish you luck!
und wie ich sage
Haltet die Ohren steif!

Montag, 6. April 2009

Wochenendausflug nach Shanghai

Nachdem der Ticketkauf letzte Woche ein mächtiger Krampf war, habe ich es geschafft und bin am Samstagfrüh nach Shanghai gefahren. Ich hatte das etwas unterschätzt, dass die Chinesen bei auch nur einem Feiertag schon wie verrückt reisen und dementsprechend lang die Schlangen am Ticketschalter sind. Mein erster Versuch war am Donnerstagmorgen (okay, war ein bisschen spät in der Woche) am Ticketoffice vor meiner Haustür. Hatte 15 min für Ticketkauf eingeplant (geht sonst in 3min). Es schien aber bei den Kunden vor mir ein paar Schwierigkeiten zu geben, so dass die Diskussion wann sie denn nun wohin fahren wollen zu lange für mich dauerte. Nach 10 min hatte ich mich noch kein Stück bewegt und es sah auch nicht so aus, als würde das in den nächsten zwei Minuten anders. Also bin ich ohne Ticket erstmal auf Arbeit. Ich versuch mein Glück am Abend nochmal, vielleicht hat das Büro ja noch auf, wenn ich komme. Der Shuttlebus war an diesem Tag sogar etwas schneller und ich bin schnell noch zum Ticketoffice gelaufen. Da schließt der Verkäufer gerade die Tür vor meiner Nase zu. Na gut, muss ich eben doch zum Bahnhof. Also, fix ins nächste Taxi gesprungen und ab die Post. 18:30 Uhr angekommen, lange Schlangen an allen Schaltern und dann schließen die auch noch 19:00 Uhr. Das wird knapp. Egal, stell mich trotzdem an.

Jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Das ist ja super. Nur noch eine Viertelstunde und es sind immer noch so viele Leute vor mir. Neben mir wird das Tor schon runtergelassen. Nur noch die Leute, die hinter dem Tor stehen dürfen rein. Ich steh noch draußen. Hm, schnell noch reindrängeln. Puh, Glück gehabt, als das Tor meiner Reihe geschlossen wird steh ich dahinter.
Nur noch fünf Minuten und noch ungefähr 5 Leute vor mir. Noch zwei Minuten und 3 Leute. Nur noch ein paar Sekunden und nur noch 1 Mädchen vor mir. Und dann wird ihr gesagt: "Wir schließen jetzt" . Nein, umsonst da gestanden. Verdammt. Jetzt ist Donnerstagabend und ich habe für morgen immer noch kein Ticket. Letzte Chance, eine Stunde (!) früher aufstehen und dann gleich bei der Öffnung des Ticketoffice' vor der Tür stehen.

Hat geklappt und ich konnte Maja am Samstagmorgen in Shanghai in Empfang nehmen.
Das mit Susann's Wohnung hat auch super geklappt. Danke!
Und dann ging auch schon gleich der Sightseeing-Marathon los. Wir hatten für die beiden Tage einen tollen Reiseführer - an dieser Stelle nochmal ein großes DANKESCHÖN an Alin.
Trafen uns zum Essen in DEM Baozi-Imbiss Shanghais. Super lecker! Von da aus habe ich mich erstmal ausgeklingt und habe mich von Nicole verabschiedet, die noch bei Freunden in Pudong war. Das ist zwar ab vom Schuß - Endstation der U-Bahn, aber super Wohngegend, schickes Haus, Ruhe und ein bisschen Natur. Bin schon ein bisschen neidisch gewesen.
Dann wieder zurück ins Stadtzentrum, um Maja und Alin zu treffen - Mitten auf der Nanjing Lu (riesengroße Einkaufsstraße). Zwar an der U-Bahnstation, aber ich habe es trotzdem geschafft vom richtigen Ausgang in die falsche Richtung zu laufen. Demzufolge hat das Zusammentreffen mit den beiden ein bisschen gedauert (gut das es Mobiltelefone gibt), blöd nur das es geregnet hat.

Nächster Stop, Xintiandi. Dort befindet sich Shikumen, ein Viertel, welches das alte Shanghai zeigt, und ein Mix aus traditionellem chinesischem Lifestyle und moderner komerzieller Kultur ist. Jedenfalls sehr nett. Dort befindet sich auch ein kleines Museum, das "Open House". Es zeigt den Lebensstil der 1920er und 30er in Shanghai. Unverkennbar der koloniale Einfluss, so sieht man z.B. eine Singer-Nähmaschine und ein Radio von General Electric. Abendessen gab's in dem Viertel bei Thailänder. Wir wollten eigentlich außerhalb was billigeres essen, aber wie das in Shanghai immer so ist, wenn man was bestimmtes zu Essen sucht, findet man es nicht :)


Sonntagmorgen, 06:45 Uhr klingelt der Wecker - kaum vorstellbar. Aber wir hatten wir vor an diesem Sonntag. Vorallem wollten wir den Yu Yuan (Yu Garten) genießen - mit möglichst wenig Touristen. Dafür mussten wir entsprechend vor Ort sein. Hat auch alles super geklappt und wir konnten tatsächlich Fotos nur von uns machen oder auch nur von dem Garten, ohne Menschen. Und das beste, mitten in Shanghai haben wir sogar Vogelgezwitscher gehört. Rechtzeitig vor dem großen Ansturm waren wir wieder draußen, mussten uns dann aber schon ganz schön durch das Gedränge in der Altstadt kämpfen. Wir begaben uns in die touristenarmen Seitenstraßen und aßen am Straßenstand Nudeln (zum Nachtisch gab es Kuhflecken-Schokolade).
Gestärkt und aufgetankt durch ein kleines Sonnenbad ging es weiter zum Bund, schließlich war heute Sicht. Das mussten wir nutzen, nachdem gestern das andere Ufer nur erahnt werden konnte.
Schnell ein paar Fotos von und mit uns und mit Chinesen und dann weiter mit der U-Bahn zum Longhua Tempel, dem wohl schönsten Tempel Shanghais. Gott sei dank (Buddha sei dank) gab es Sitzplätze in der Bahn, aber die Fahrt hat als Erholung noch nicht gereicht. Haben uns, bevor wir in den Tempel sind, bei einer bekannten Fastfood-Kette ein Getränk gekauft und sind dann rein in den Tempel, nächst beste Sitzmöglichkeit zum ausruhen genutzt. Puh, das tat gut. Jetzt konnten wir den Tempel auch in Ruhe anschauen. Unser letzter gemeinsamer Tagesordnungspunkt war die Rückfahrt Richtung Zentrum und wieder ein bisschen ausruhen, bei einem Eiskaffee.
Diesmal fand ich Shanghai richtig super. Lag sicher auch daran, dass ich ein paar ruhigere Ecken gesehen habe und zumindest am Sonntag die Sonne schien :)
Der heutige Montag ist Feiertag und ich habe etwas gemacht, was ich seit Wochen nicht mehr tun konnte... ausgeschlafen. Schön war's. Den Nachmittag verbrachte ich dann im Park (siehe vorhergehenden Bericht).
Und jetzt sitze ich auf meiner Dachterrasse und genieße die letzten Sonnenstrahlen.

Komisch diese Ausländer...

... sitzen bei nur 25 Grad Celsius barfuß und im T-shirt im Park in der Sonne, während wir Chinesen noch unsere Jacken anhaben - natürlich nur zum Schutz gegen die Sonne.
Und dann sitzen die da und schreiben irgendwas auf. Die sitzen nur und schreiben oder lesen. Machen nix anderes, lassen keine Drachen steigen oder fahren mit Inlineskates herum. Nur sitzen und schreiben. Da müssen wir doch mal genauer hinschauen. Mal gucken, was die da schreiben, stellen wir uns mal davor und schauen in das Buch. Mist, kann ich nicht lesen, schreiben noch nicht mal chinesisch.

Das ist doch die, die in der Woche, morgens kurz vor halb 8 auf dem Fußweg steht und liest. Komisch diese Ausländerin. Da steht die jeden Morgen an der selben Stelle und liest ein dickes Buch. Warum nur? Auf was wartet die da nur? Die Bushaltestelle ist doch 15 m weiter vorn. Komisch!

Mittwoch, 1. April 2009

Ausflug nach Nanjing

Der Bericht über Susanns Besuch in Wuxi (20.-22.03.) kann, aus technischen Gründen, erst später nachgereicht werden (Bilder gibt es schon im Webalbum).

Am Sonntag, 22.03. war es soweit, ich bekam wieder Besuch aus Deutschland. Nicole hat sich die Woche über ganz gut durchgeschlagen und sich einige Sachen in Wuxi angesehen. Abends waren wir dann immer Essen oder bei der Massage. Seit letzter Woche weiß ich nun endlich auch wo der Buchladen in Wuxi ist.

Freitagabend verbrachten wir im TGI Fridays bei lecker westlichem Essen und all-you-can-drink. Konnten aber gar nicht so lange bleiben, denn am Samstag, morgens halb 10 in China, fuhr unser Zug nach Nanjing (Nanking).


Nanjing ist die Provinzhauptstadt von Jiangsu (meiner Provinz). Außerdem war es Hauptstadt der Republik China (1912-1949).

Nach dem Sturz des letzten Kaisers wurde die Repulik China gegründet, deren erster Präsident Dr. Sun Yat-sen war. Unser Weg führte uns deshalb am Samstag auch direkt zum Purple Mountain, wo sich das Mausoleum diese wichtigen Mannes befindet. Ist schon ganz schön gigantisch diese Anlage, vorallem im Vergleich zu Mao's Mausoleum in Beijing.

Aber Sun Yat-sen starb ja auch schon 1925 und entsprechend früher (1926-1929) wurde das Mausoleum erbaut, im Vgl. zu Mao's. Das aber nur am Rande.

Den Sonntag peilten wir dann die zweite Sehenswürdigkeit an, die mit einem großen historischen Ereignis zu tun hat:
Die Gedenkstätte des Massakers von Nanking. Auch hierzu eine kurze Erklärung er Ereignisse. Im zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, erreichten die japanischen Truppen am 8. Dezember 1937 Nanjing und bomardierten die Stadt Tag und Nacht. Innerhalb der nächsten sechs Wochen wurden tausende Chinesen hingerichtet (geköpft, erschossen oder verbrannt). Die Zahl der Toten liegt zwischen 200.000 und 300.000.

Einige Ausländer sind trotz der Vorfälle in Nanjing geblieben und gründeten ein Internationales Kommitee für die Sicherheit von Nanjing. John Rabe, ein deutscher Geschäftsmann, wurde dessen Vorsitzender.

Ab April gibt es wohl einen Film über John Rabe in den deutschen Kinos, wenn Euch das Thema interessiert, schaut ihn Euch an. Bin gespannt, wann ich den in China kaufen kann.

Die Gedenkstätte war sehr bewegend und ist eine Empfehlung, für alle zukünftigen Nanjing-Besucher.
Nach vielen traurigen Bildern in der Dunkelheit der Gedenkstätte, waren wir froh, als draußen die Sonne schien und unsere Gemüter wieder erhellte. Ein kleines Sonnenbad kann da schon viel bewirken. Anschließend noch etwas zu Essen gesucht und dann ab zu Starbucks, lecker Käffchen in der Sonne. Kurze Zeit später mussten wir auch schon wieder zum Hotel, Taschen holen und mit dem Taxi ab zum Bahnhof.
Jetzt tat sich allerdings ein echtes Problem auf, die Leute vom Hotel waren nicht wirklich in der Lage ein Taxi zu organisieren (bin mir sicher es gibt auch in Nanjing einen Taxiruf). Mitarbeiter stellte sich auf die Straße, kam ewig nicht wieder und Taxi kam auch keins. Die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges wurde immer weniger. Wir zur Straße, der Typ vom Hotel ließ uns stehen und überließ uns die Taxisuche. Auch wir ohne Erfolg. Mist. Nur noch 40 min bis zur Abfahrt.
Bleibt uns nur noch eins, schnell zur nächsten U-Bahn. Arme Nicole, mit ihrem riesen Koffer (3Wochen-China-Gepäck). Aber tapfer hielt sie durch und wir schafften es nicht nur zur U-Bahn, sondern auch noch rechtzeitig zu unserem Zug.
Nach anderthalb Stunden Zugfahrt trennten sich unsere Wege wieder. Ich stieg in Wuxi aus und Nicole fuhr zu Bekannten weiter nach Shanghai.
Jetzt bin ich wieder allein in Wuxi. Aber die Pläne für das Wochenende stehen schon.
Ich fahre, mal wieder, nach Shanghai. Wir haben nämlich ein langes WE (Montag frei, wegen Grabpflege-Tag). Die Shanghaier fliegen zwar alle aus, aber Maja kommt extra aus Beijing eingeflogen um das WE mit uns zu verbringen. Diesmal ist auch wirklich Sightseeing geplant. Susann ist zwar nicht da, hat uns aber freundlicherweise ihr Appartement angeboten (Haustausch). Das wird ein Spaß. Ich glaube ja, sie wird ihre Wohnung nicht wiedererkennen ;)